Der Grand Orient de France (GOdF) wurde im Jahr 1773 als eine der ältesten freimaurerischen Großlogen in Europa gegründet. Sie bezeichnet sich selbst als liberale und adogmatische Obedienz. Die Großloge steht in der Tradition der Aufklärung und hat ihren Sitz in Paris.
Dieser Dachverbund umfasst ca. 1200 arbeitende Freimaurerlogen mit insgesamt über 47.000 Mitgliedern. Sie bearbeiten mehrheitlich den „Rite Français“ („Französischer Ritus“), danach den „Rite Écossais Rectifié“ („Rektifizierter schottischer Ritus“, eine christliche Lehrart) und den „Accepté Rite de Salomon“ („Anerkannter Ritus Salomos“).
Auf dem Konvent 1877 erwähnte der Grand Orient erstmals den Begriff des „Allmächtigen Baumeisters aller Welten“ aufgrund des Antrages des protestantischen Geistlichen Frédéric Desmons nicht mehr: „Die Freimaurerei hat zu Grundsätzen die unbedingte Gewissensfreiheit und die menschliche Solidarität. Sie schließt niemanden um seines Glaubens willen aus.“ Als dann der GOdF zusätzlich das „Buch des heiligen Gesetzes“ durch ein „weißes Buch“ ersetzte, kam es zur endgültigen Spaltung: Die Vereinigte Großloge von England beendete 1913 die Beziehungen zum GOdF offiziell und erkannte ihr die Regularität ab. Während die Großloge von England nach ihren Basic Principles von 1929 eine theistische und seit 1989 eine deistische Gottesauffassung von ihren Mitgliedern fordert, unterscheidet sich der GOdF durch folgende Punkte:
Die Freimaurerei bezeichnet sich nicht als Religion und sieht sich „allen Konfessionen offen“. Der GOdF bezieht zur Religion eine „laizistisch-neutrale Position“ bei gleichzeitiger Auseinandersetzung mit ethisch-moralischen Werten.
Die sogenannte Liberale Freimaurerei ist international aktiv. So gibt es auch in Deutschland mehrere Logen, die nach der liberalen Konstitution des GOdF arbeiten.
In der Rue Cadet Nr. 16 in Paris befindet sich das gleichnamige Gebäude: ein Museum des GOdF zum Thema Freimaurerei.